Warum Senföle gegen Blasenentzündung wirken
... und gleichzeitig zur Vermeidung von Antibiotikaresistenzen beitragen
„Einfache Blasenentzündungen müssen nicht mit Antibiotika behandelt werden. So lassen sich mögliche Schäden an unserer Darm- und Scheidenflora sowie die Ausbreitung resistenter Keime vermeiden“, erklärte die Gynäkologin Dr. Dorothee Struck, Kiel, bei einer Live-Online-Fortbildung anlässlich der Europäischen Antibiotikawoche im November 2021.
Ein zurückhaltender Einsatz von Antibiotika bei einfachen Infektionen trage so dazu bei, Resistenzen zu vermeiden und ihre Wirksamkeit für bedrohliche Erkrankungen zu erhalten.
„Auch viele meiner Patienten mit ständig wiederkehrenden Blasenentzündungen fragen oft gezielt nach anderen Behandlungsmöglichkeiten, um mögliche Nebenwirkungen wie Durchfall oder Pilzinfektionen zu vermeiden“, so Struck.
So sind zum Beispiel antibakteriell und entzündungshemmende Pflanzenstoffe wie die Senföle aus Kapuzinerkresse und Meerrettich (... wie zum Beispiel ANGOCIN® Anti-Infekt N) eine effektive Therapieoption, die auch in der wichtigen Behandlungsleitlinie für Ärzte bei häufig wiederkehrenden Blasenentzündungen empfohlen wird.
Zur Entschärfung der Resistenzproblematik ist es wichtig, dass Antibiotika nur dann eingesetzt werden, wenn sie wirklich medizinisch erforderlich sind.
„Aber eine Untersuchung der Keime im Urin kostet Zeit und Geld und die Patienten drängen oft darauf, so schnell wie möglich wieder arbeitsfähig zu sein. Trotzdem dürfen Antibiotika hier nicht die einfache Lösung sein“, so die Expertin, denn dadurch werde die Ausbreitung multiresistenter Keime gefördert.
Wegen der zunehmenden Resistenzproblematik forderten bereits 2017 die Verfasser der für Ärzte wichtigen Behandlungsleitlinie zu Harnwegsinfektionen, auch neue Behandlungsmöglichkeiten ohne Antibiotika einzusetzen [1]
Darauf sollte bei Arzneimitteln gegen Blasenentzündungen geachtet werden
Bei der Wahl eines geeigneten Arzneimittels sollte darauf geachtet werden, dass es antibakteriell und entzündungshemmend wirkt“, empfiehlt Struck. So werden nicht nur die auslösenden Keime beseitigt, sondern gleichzeitig unangenehme Beschwerden gebessert.
Werden bei einer akuten Blasenentzündung die Symptome lediglich mit durchspülenden Arzneipflanzen ohne antibakterielle Wirkung behandelt [2] , können Krankheitserreger über die Harnleiter ins Nierenbecken aufsteigen und
dort eine Nierenbeckenentzündung hervorrufen.
Außerdem können Bakterien, die sich bereits in der Blaseninnenwand festgesetzt haben, bei fehlender antibakterieller Wirkung nicht eliminiert werden.
Senföle aus Kapuzinerkresse und Meerrettich wirken antibakteriell und entzündungshemmend
Verschiedene Studien zeigen, dass Senföle aus Kapuzinerkresse und Meerrettich eine Vielzahl von krankmachenden Keimen – darunter die häufigsten Erreger von Blasenentzündungen – bekämpfen [3-5].
Zusätzlich sind sie entzündungshemmend [6-11], was wesentlich zur Besserung der Beschwerden beiträgt.
Außerdem hemmen die Pflanzenstoffe die Beweglichkeit der bakteriellen Erreger, ihre Anheftung an die Zellen der Blasenwand [12-14] und wirken gegen bakterielle Biofilme (Schutzschild mancher Bakterien gegen Antibiotika) [15-18].
Diese Überlebensstrategien der Erreger sind häufig für wiederkehrende Infektionen und Resistenzentwicklungen verantwortlich. So können sich die Bakterien z.B. an der Blaseninnenwand anheften und in die Zellen eindringen.
Hier sind sie für chemisch-synthetische Antibiotika kaum erreichbar und können dann zu einem späteren Zeitpunkt eine erneute Infektion auslösen.
Auch in einem Biofilm sind die Erreger vor einem Antibiotika-Angriff geschützt, können sich dann jederzeit wieder aus dem Biofilm lösen und so zu einer erneuten Blasenentzündung führen.
Senföle in Behandlungsleitlinien für Ärzte empfohlen
Mehrere Beobachtungsstudien mit Erwachsenen und Kindern ab vier Jahren belegen, dass Blasenentzündungen mit der Kombination aus Kapuzinerkresse und Meerrettich (aus der Apotheke) wirksam und gut verträglich behandelt werden können [19,20].
Eine klinische Studie bestätigt zudem, dass die Pflanzenkombination bei längerfristiger Anwendung die Rückfallquote bei häufigen Blasenentzündungen effektiv senken kann [21].
Nach 90-tägiger Einnahme der Pflanzenarznei traten bei nur 43 % der Studienteilnehmer Rückfälle auf und damit 44 % weniger als in der Placebogruppe mit einer Rückfallquote von 77 %.
Daher wird der Einsatz von Arzneimitteln mit Kapuzinerkresse und Meerrettich in der ärztlichen Behandlungsleitlinie zur Therapie von häufig wiederkehrenden Blasenentzündungen bei Erwachsenen empfohlen [1].
Auch in der kürzlich neu erstellten Leitlinie „Harnwegsinfektionen im Kindesalter“ heißt es jetzt [22]: Die Senföle aus Kapuzinerkresse und Meerrettich können bei häufig wiederkehrenden Blasenentzündungen im späten Kindes- und im Jugendalter als unterstützende Maßnahme angewandt werden.
ANGOCIN® Anti-Infekt N - Anwendungsgebiete:
Zur Besserung der Beschwerden bei akuten entzündlichen Erkrankungen der Bronchien, Nebenhöhlen und ableitenden Harnwege.
Zu Risiken und Nebenwirkungen lesen Sie die Packungsbeilage und fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker.
Literatur:
1. S3-Leitlinie unkomplizierte Harnwegsinfektion – Update 2017 [Interdisziplinäre S3 Leitlinie „Epidemiologie, Diagnostik, Therapie, Prävention und Management unkomplizierter, bakterieller, ambulant erworbener Harnwegsinfektionen bei erwachsenen Patienten“, AWMF-Register-Nr. 043/044]
2. Wagenlehner F.M. et al. Non-Antibiotic Herbal Therapy (BNO 1045) versus Antibiotic Therapy (Fosfomycin Trometamol) for the Treatment of Acute Lower Uncomplicated Urinary Tract Infections in Women: A Double-Blind, Parallel-Group, Randomized, Multicentre, Non-Inferiority Phase III Trial. Urologia internationalis 101.3 (2018)
3. Romeo I. et al. An overview of their antimicrobial activity against human infections. Molecules 3 (2017)
4. Conrad A. et al. Broad spectrum antibacterial activity of a mixture of isothiocyanates from nasturtium (Tropaeoli majoris herba) and horseradish (Armoraciae rusticanae radix). Drug Res 63: 65–68 (2013)
5. Kurepina, N. et al. Growth-inhibitory activity of natural and synthetic isothiocyanates against representative human microbial pathogens. J. Appl. Microbiol. 115: 943-954 (2013)
6. Herz C. et al. Evaluation of an aqueous extract from horseradish root (Armoracia rusticana radix) gainst lipopolysaccharide-induced cellular inflammation reaction. Evid Based Complement Alternat Med 2017: 1950692 (2017)
7. Boyanapalli S.S. et al. Nrf2 knockout attenuates the anti-Inflammatory effects of phenethylisothiocyanate and curcumin. Chem. Res. Toxicol. 27 (12): 2036–2043 (2014)
8. Cheung K.L. et al. Synergistic effect of combination of phenethylisothiocyanate and sulforaphane or curcumin and sulforaphane in the inhibition of inflammation. Pharm. Res. 26/1: 224–231 (2009)
9. Tran H.T.T. et al. Nasturtium (Indian cress, Tropaeolum majus nanum) dually blocks the COX an LOX pathway in primary human immune cells. Phytomedicine 23: 611-620 (2016)
10. Márton M.R. et al. Determination of bioactive, free isothiocyanates from a glucosinolatecontaining phytotherapeutic agent: A pilot study with in vitro models and human intervention. Fitoterapia 85: 25-34 (2013)
11. Lee Y.M. et al. Benzyl isothiocyanate exhibits anti-inflammatory effects in murine macrophages and in mouse skin. J Mol Med 87: 1251-1261 (2009)
12. Marcon J. et al. In vitro efficacy of phytotherapeutics suggested for prevention and therapy of urinary tract infections. Infection 47 (6): 937–944 (2019)
13. Vollmer P. et al. In-vitro anti-adhäsive und anti-inflammatorische Eigenschaften eines hydroalkoholischen Extraktes aus Tropaeolum majus L. Poster-Präsentation beim Jahreskongress 2019 der Gesellschaft f. Phytotherapie
14. Mutters N. et al. Treating urinary tract infections due to MDR E. coli with Isothiocyanates – a phytotherapeutic alternative to antibiotics? Fitoterapia 129: 237-240 (2018)
15. Kaiser S.J. et al. Natural isothiocyanates express antimicrobial activity against developing and mature biofilms of Pseudomonas aeruginosa. Fitoterapia 119: 57-63 (2017)
16. Ta C.A.K., Arnason J.T. Mini review of phytochemicals and plant taxa with activity as microbial biofilm and quorum sensing inhibitors, Molecules 21,29 (2016)
17. Borges A. et al. Evaluation of the effects of selected phytochemicals on quorum sensing inhibition and in vitro cytotoxicity. Biofouling 30, No. 2: 183-195 (2014)
18. Borges A. et al. Activity of allylisothiocyanate and 2-phenylethylisothiocyanate on motility and biofilm prevention of pathogenic bacteria; in: Worldwide research efforts in the fighting against microbial pathogens, 8-12 (2013)
19. Goos K.-H. et al. Wirksamkeit und Verträglichkeit eines pflanzlichen Arzneimittels mit Kapuzinerkressenkraut und Meerrettich bei akuter Sinusitis, akuter Bronchitis und akuter Blasenentzündung im Vergleich zu anderen Therapien unter den Bedingungen der täglichen Praxis. Drug Res 56 (3): 249-257 (2006)
20. Goos K.-H. et al. Aktuelle Untersuchungen und Verträglichkeit eines pflanzlichen Arzneimittels mit Kapuzinerkressenkraut und Meerrettich bei akuter Sinusitis, akuter Bronchitis und akuter Blasenentzündung bei Kindern im Vergleich zu anderen Antibiotika. Drug Res 57 (4): 238-246 (2007)
21. Albrecht U. et al. Eine randomisierte, Placebo-kontrollierte Doppelblindstudie eines pflanzlichen Arzneimittels aus Kapuzinerkresse und Meerrettich in der Prophylaxe von rezidivierenden Harnwegsinfekten. Curr Med Res Opin 23(10): 2415-2422 (2007)
22. S2k-Leitlinie Harnwegsinfektionen im Kindesalter – Diagnostik, Therapie und Prophylaxe, 08/2021, AWMF-Register-Nr. 166-004