Darmkrebs verhindern – Darmkrebs behandeln

Magen-Darm-Spezialisten sind die erste Anlaufstelle

1,7 Millionen Arbeitsunfähigkeitstage, 131.000 Behandlungsfälle in Kliniken und über 22.000 Sterbefälle ...

Darmkrebs macht rund 10 Prozent der bösartigen Tumorerkrankungen in Deutschland aus.

Schicksalhaft für Betroffene und Angehörige – allzu häufiger Alltag für Gastroenterologinnen und Gastroenterologen, die als Magen-Darm-Spezialisten die Prävention, ebenso wie Diagnostik und Therapie dieser Krebserkrankung durchführen und
begleiten.

Anlässlich des Darmkrebsmonats März wies die Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) daher darauf hin, dass insbesondere in der Prävention noch nicht alle Möglichkeiten ausgeschöpft sind.

So nehmen etwa nur 20 Prozent der Berechtigten die Vorsorgekoloskopie wahr.

Die DGVS rät Menschen ab 50 zur Teilnahme an der Darmkrebsvorsorge und drängt auf eine zügige Ausweitung der Darmkrebsvorsorge auf Menschen jüngeren Alters.

In der Normalbevölkerung steigt das Darmkrebsrisiko ab dem 50. Lebensjahr.

Daher erhalten gesetzlich Versicherte in diesem Alter regelmäßig Einladungen ihrer Krankenkasse zur Darmkrebsvorsorge.

„Die gesetzliche Darmkrebsvorsorge ist ein Erfolgskonzept der Gastroenterologie, das dazu führt, dass die Zahl der Neuerkrankungen seit ihrer Einführung um 20 Prozent gesunken ist. Goldstandard ist dabei die Koloskopie – die Darmspiegelung, die uns ermöglicht, Vorstufen bereits vor der Krebsentstehung zu erkennen und bei der Untersuchung direkt zu entfernen“ sagt PD Dr. med. Birgit Terjung, Ärztliche Direktorin der GFO Kliniken Bonn und Mediensprecherin der DGVS.

Umso bedeutender sei es, die Teilnehmerrate bei dieser Vorsorgeuntersuchung zu steigern: Derzeit nehmen nur rund 20 Prozent der Menschen ab einem Alter von 50 Jahren die Angebote zur Darmkrebsvorsorge wahr.

DGVS setzt sich für familiäre Darmkrebsvorsorge ab dem 30. Lebensjahr ein

Rund 10 Prozent aller Darmkrebsfälle werden vor dem 50. Lebensjahr diagnostiziert – vielfach ist die Erkrankung mangels regelhafter Früherkennungsuntersuchungen dann schon weit fortgeschritten.

Für Menschen, bei denen bereits Darmkrebsfälle in der Familie bekannt sind, wären regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen bereits ab dem 30. Lebensjahr deshalb vielfach lebensrettend und gesamtgesellschaftlich kosteneffektiv. Das zeigen die Ergebnisse der im vergangenen Jahr veröffentlichten FARKOR-Studie, bei der Menschen mit familiärer Darmkrebs-Vorbelastung zu einem Darmkrebs-Screening eingeladen wurden.

„Der Gemeinsame  Bundessausschuss G-BA ist aktuell damit beauftragt eine Überführung eines frühen Screenings in die Regelversorgung zu prüfen. Die DGVS unterstützt dies und mahnt eine zeitnahe Umsetzung an“, so Terjung.

Systemische Therapie und Operation des Darmkrebses

Früh erkannt, sind insbesondere neue endoskopische, minimalinvasive Techniken wie die endoskopische Submukosadissektion oder die endoskopische Vollwandresektion schonend für Betroffene. Dabei werden an der Darmwand befindliche Läsionen – krankhaftes Gewebe – schonend abgetragen, ohne das Organ zu schädigen. Sie ermöglichen in frühen Tumorstadien eine kurative Therapie und ersparen Operationen, Komplikationen und Schmerzen.

„Weiterer Vorteil dieser relativ neuen Methode ist, dass abgetragenes Gewebe im Nachgang gut beurteilt werden kann, um einzuschätzen, wie engmaschig die Weiterbehandlung und Nachsorge erfolgen muss“, sagt Professor Dr. med. Matthias P. A. Ebert, Direktor der II. Medizinische Klinik - Gastroenterologie, Hepatologie, Infektiologie, Ernährungsmedizin am Universitätsklinikum Mannheim und Vorstandsmitglied der DGVS.

Wird Tumorgewebe, das sich nicht mehr im Rahmen einer Koloskopie entfernen lässt, rechtzeitig entdeckt, verspricht eine Operation als wichtigste Maßnahme eine Heilungschance von bis zu 90 Prozent. In fortgeschrittenen Erkrankungsstadien kommen neben Operationen auch onkologische Systemtherapien zum Einsatz, in den letzten Jahren verstärkt neue sogenannte „gezielten Tumortherapeutika“ und Immuntherapien.

„Die moderne Präzisionsmedizin erlaubt hier neuartige Behandlungsansätze, daher ist eine frühzeitige molekulare Charakterisierung des Tumors der Schlüssel zum erfolgreichen Einsatz neuer Therapien. Hat der Krebs schon metastasiert, können moderne Immuntherapien bei Tumoren mit hoher  Mikrosatelliteninstabilität die Heilungschancen deutlich verbessern.“, so Ebert.

Gastroenterologie – aktiv in der Vorsorge und durch alle Stadien der Erkrankung

„Die weitere Verbesserung der Prävention und Behandlung von Darmkrebs ist uns als DGVS ein besonderes Anliegen, weil wir bereits in der Endoskopie in die Diagnose eingebunden sind, in der Viszeralonkologie systemische Therapien betreuen und gemeinsam mit der Viszeralchirurgie operative Maßnahmen umsetzen“, sagt Terjung.

Auch in Sachen Ernährung der an Darmkrebs erkrankten Menschen sind Gastroenterologinnen und  Gastroenterologen erste ärztliche Ansprechpartner und können die Versorgung mit lebenswichtigen Nährstoffen etwa durch Magensonden sichern.

„Mir und der DGVS ist es ein zentrales Anliegen, weiter auf Darmkrebs aufmerksam zu machen und zur Teilnahme an der Vorsorgeuntersuchung aufzurufen, aber auch die Politik dazu aufzufordern, die Vorsorge auf Menschen jüngerer Jahrgänge zügig auszuweiten, um die Vielzahl an Erkrankungen und Todesfälle weiter zu senken“, fasst Terjung zusammen.

Mehr zum Thema:
• Darmkrebs - DGVS - Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten - https://www.dgvs.de/aus-dem-fach/praevention/darmkrebs/

• Die S-3-Leitlinie Kolorektales Karzinomwird aktuell unter Federführung der DGVS aktualisiert. - https://www.dgvs.de/leitlinien/onkologie/kolorektales-karzinom/

Die Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) wurde 1913 als wissenschaftliche Fachgesellschaft zur Erforschung der Verdauungsorgane gegründet.

Heute vereint sie über 7000 in Klinik und Forschung tätige Ärztinnen und Ärzte unter einem Dach. Die DGVS fördert sehr erfolgreich wissenschaftliche Projekte und Studien, veranstaltet Kongresse und Fortbildungen und unterstützt aktiv den wissenschaftlichen Nachwuchs.Ein besonderes Anliegen ist der DGVS die Entwicklung von Standards und Behandlungsleitlinien für die Diagnostik und Therapie von Erkrankungen der Verdauungsorgane – zum Wohle der Patientinnen und Patienten.