Schilddrüsenknoten: Diagnose und Therapie

... Prof. Dr. med. Frank Grünwald gibt Antworten auf die wichtigsten Fragen

Nirgends in Europa werden so viele Schilddrüsenoperationen durchgeführt wie in Deutschland und Österreich. Die zugrundeliegende Diagnose ist häufig ein Knoten in der Schilddrüse oder ein Kropf (Struma), der Knoten enthält (1).

„Nicht jeder Schilddrüsenknoten erfordert gleich eine Operation. Werden die Knoten frühzeitig entdeckt, können sie mit Medikamenten behandelt werden“, betont Professor Frank Grünwald, Facharzt für Nuklearmedizin an der Universität Frankfurt. Ärzte verschreiben dabei entweder das Schilddrüsenhormon Thyroxin, Jod oder ein Kombinationspräparat aus beidem.

Studien haben gezeigt, dass diese Therapie sowohl den Kropf als auch die Knoten schrumpfen lässt (2).

Die Befürchtung, dass sich hinter dem Knoten eine Krebserkrankung verberge, ist laut Grünwald meistens nicht gerechtfertigt. „Schilddrüsenkrebs ist sehr selten. Die meisten Knoten sind gutartig und müssen nicht operiert werden.“

Trotzdem würden Patienten häufig auf die Operation drängen.
Daher sollten Ärzte hier gut aufklären. Eine Operation an der Schilddrüse bedeutet, dass die gesamte oder zumindest die Hälfte des Organs entfernt wird. Sie birgt zum einen das Risiko einer Stimmbandlähmung und zum anderen kann die körpereigene Steuerung des Kalziumspiegels dauerhaft beeinträchtigt sein.

Außerdem müssen die Patienten im Anschluss ein Leben lang Schilddrüsenhormone einnehmen. „Daher sollten Schilddrüsenknoten erst dann operativ behandelt werden, wenn eine andere Behandlung nicht mehr in Frage kommt“, schlussfolgert Grünwald .

Neben einer Operation können sich Patienten mit einer Knotenstruma ohne Verdacht auf bösartiges Wachstum für eine Radiojodtherapie entscheiden.

Bei der Radiojodtherapie geht Schilddrüsengewebe, das schwach radioaktives Jod speichert, zu Grunde und der Kropf nimmt so an Größe ab. Das kann bis über die Hälfte des Primärvolumens ausmachen (2). „Einer beginnenden Strumaentwicklung, vor allem ohne Knoten, können Patienten mit einer Jodprophylaxe begegnen“, erklärt Grünwald.

Die Weltgesundheitsorganisation empfiehlt für Erwachsene 200 Mikrogramm Jod täglich, bei einer Struma diffusa, also einem Kropf ohne Knoten, werden bis zu 300 Mikrogramm Jod empfohlen.

Eine jodreiche Ernährung sowie im Bedarfsfall Supplemente sind der richtige Weg. Nahrungsmittel, die viel Jod enthalten, sind beispielsweise jodiertes Speisesalz, Fisch, Meeresfrüchte und Milchprodukte.

Für eine erste orientierende Untersuchung der Schilddrüse ist nicht unbedingt eine Ultraschalluntersuchung erforderlich. Zunächst kann eine Palpation, also eine Tastuntersuchung, erfolgen, zum Beispiel als Selbstuntersuchung oder in der Hausarztpraxis. Dabei wird auf eine Struma oder Knoten geachtet.

Erst bei einem positiven Tastbefund sollten Ärzte das Ultraschallgerät hinzunehmen. Studiendaten belegen, dass Ärzte bei einem vorzeitigen Ultraschall harmlose Schilddrüsenknoten als Krebserkrankungen fehlinterpretieren können und die Patienten unnötige Therapien erhalten.

Auch eine auffällige Blutuntersuchung kann einen Ultraschall veranlassen.
Dabei wird als erstes das TSH (Schilddrüsen-Steuerungshormon) im Blut gemessen. Ist der TSH-Wert erniedrigt, schließt eine Szintigraphie an. Hierzu misst der Arzt die Aktivität des Schilddrüsengewebes und die Aktivität der Knoten. Ein schwach radioaktives Präparat macht die Jodaufnahme und die Hormonaktivität des Gewebes sichtbar.

Das Forum Schilddrüse e.V.
informiert auf seiner Webseite über Neues und Altbekanntes rund um das Schmetterlingsorgan. Dort können auch kostenfrei Broschüren (u.a. „Mini-Organ mit Maxi-Wirkung“, „Hashimoto-Thyreoiditis“, „Morbus Basedow“, „Radiojodtherapie“, „Operation der Schilddrüse“) bestellt werden.

Alle zwei Wochen bietet das Forum Schilddrüse außerdem eine Experten-Sprechstunde per Telefon an - weitere Informationen erhalten Sie direkt unter http://www.forum-schilddruese.de


Quellen:
(1) Schilddrüsen-Initiative-Papillon (2007) Die Papillon-Studie http://www.schilddruese.de/download/download-studie.pdf.

(2) Grußendorf M, et al., Reduction of Thyroid Nodule Volume by Levothyroxine and Iodine Alone and in Combination: A Randomized, Placebo-Controlled Trial. J Clin Endocrinol Metab 2011 Jun; 96:2786-2795.