Besorgt über die hohe Zahl der Essstörungen

Bayerns Gesundheitsministerin: Vor allem Mädchen sind betroffen 

In Bayern müssen immer mehr Menschen wegen Essstörungen wie Magersucht oder Bulimie im Krankenhaus behandelt werden. Darauf hat Bayerns Gesundheitsministerin Melanie Huml anlässlich der Eröffnung eines Neubaus des Therapie-Centrums für Essstörungen (TCE) in München hingewiesen. Sie unterstrich in einer Pressemitteilung: "Diese Entwicklung ist besorgniserregend. Betroffen sind vor allem Mädchen und junge Frauen. Es ist deshalb auch wichtig, dass die Modebranche auf Mager-Models verzichtet."

Konkret verzeichnete im Jahr 2014 das Bayerische Landesamt für Statistik 2.278 stationäre Behandlungen infolge von Essstörungen bei Betroffenen in Bayern. Das waren 55 mehr als im Vorjahr. Die Zahl der Frauen mit Essstörungen lag bei 2.112. Davon hatten 1.424 Magersucht.

Huml erläuterte: "Seit dem Jahr 2000 ist die Zahl der Krankenhausbehandlungen wegen Essstörungen in der bayerischen Bevölkerung um mehr als 20 Prozent gestiegen. Damals gab es 1.864 Krankenhausfälle. Dabei ist das nur die Spitze des Eisbergs, da viele Fälle ambulant versorgt werden. Außerdem gibt es eine große Zahl junger Menschen, die zwar Symptome eines gestörten Essverhaltens zeigen, aber noch nicht krank sind."

Die Ministerin fügte hinzu: "Magersucht und Bulimie entstehen nicht von heute auf morgen. Vielmehr handelt es sich um einen langen Krankheitsweg. Deshalb sollten Eltern aufmerksam sein und das Gewicht ihrer Kinder im Auge behalten."

Huml verwies darauf, dass das Bayerische Gesundheitsministerium die psychische Gesundheit zu seinem Jahresschwertpunktthema 2016 gewählt hat. Ab Mai wird zunächst die Lage bei den Kindern und Jugendlichen in den Mittelpunkt gerückt. Höhepunkt soll dabei eine Aktionswoche im Juli sein.

Die Ministerin betonte: "Mein Ziel ist, dass psychische Erkrankungen entstigmatisiert und aus der Tabuzone herausgeholt werden. Mit der Kampagne wollen wir neben Eltern unter anderem auch Lehrerinnen und Lehrer ansprechen, um sie für dieses Thema zu sensibilisieren. Außerdem informieren wir darüber, wo Betroffene Unterstützung bekommen."

In Bayern gibt es für Menschen mit Essstörungen ein vielfältiges Angebot. So stehen Betroffenen und deren Angehörigen unter anderem die 180 Psychosozialen Suchtberatungsstellen zur Seite. Auch die bayerischen Jugendämter und Erziehungsberatungsstellen bieten Hilfe an.

In den meisten Fällen ist aber zusätzliche ärztliche und therapeutische Hilfe unerlässlich. Dafür gibt es spezialisierte Psychiater oder Psychotherapeuten - bei schweren Erkrankungsverläufen auch in stationären Einrichtungen wie dem Therapie-Centrum für Essstörungen (TCE) des Klinikums Dritter Orden München-Nymphenburg.

Die Eröffnung des TCE-Neubaus war für den Dienstagnachmittag (26.4., 14.30 Uhr) vorgesehen. Das TCE verbindet die fachtherapeutischen Angebote einer Tagesklinik mit den alltagsnahen Strukturen therapeutischer Wohngruppen. Behandelt werden Jugendliche und junge Erwachsene zwischen 12 und 25 Jahren, die an einer Essstörung leiden.

Weitere Informationen:http://www.stmgp.bayern.de/aufklaerung_vorbeugung/index.htm