Ratgeber Reiserücken

Tipps für Auto, Flugzeug, Gepäck und Co.

Sie ist wieder da – die Reisezeit. Doch so schön Ausflüge mit Rad, Auto, Flugzeug oder zu Fuß sind, die ungewohnten Haltungen, Anstrengungen und nicht zuletzt das Gepäck kann mitunter ganz schön auf den Rücken gehen.

Damit das nicht passiert, gibt Dr. Munther Sabarini, Facharzt für Neurochirurgie, Wirbelsäulenspezialist und Gründer der Avicenna Klinik in Berlin, ein paar Hinweise, was auf Reisen den Rücken stresst, und verrät Tipps, wie man das verhindern kann.

Stress
Tatsächlich sind Stress und Hektik bereits die ersten fatalen Fehler, die Rückenschmerzen begünstigen können.

Wer sich beeilen muss, achtet nicht auf seine Haltung oder seine Bewegungen. Eine unvorteilhafte Drehung oder unbedachtes Tragen des Gepäcks und zong fährt einem der Schmerz durch Rücken, Arme oder Beine.

„Solche akuten Traumata können von Verspannungen bis zu Zerrungen oder gar Rissen reichen“, weiß Dr. Sabarini: „Auch eingeklemmte Nerven sind möglich, wenn sich durch ruckartige Bewegungen Gelenke oder Wirbelkörper verschieben. Je nach Schwere kann dann eine Behandlung durch einen Facharzt oder Physiotherapeuten nötig werden.“

Besser ist es, insbesondere in den Momenten, in denen Gepäck mitgeführt wird, viel Zeit und Ruhe einzuplanen, um hektische Kraftakte zur Schonung des Rückens zu vermeiden.

Gepäck
Doch auch wer viel Zeit einplant, macht es sich mit dem falschen Gepäck im wahrsten Sinne des Wortes schwerer, den Rücken zu schonen. „Absolut ungeeignet, doch von vielen jungen Menschen gern genommen, sind die schönen Weekender, die es von Louis Vuitton, Versace und anderen beliebten Designern gibt“, merkt Dr. Sabarini an.

Diese Taschen tragen ihre Aufgabe bereits in der Bezeichnung „Weekender“. Sie sind nur für wenig und sehr leichtes Gepäck gedacht, werden in der Regel aber häufig viel zu schwer bepackt und dann einseitig in der Hand oder am Ellenbogen getragen.

„Wer sein schweres Gepäck lange mit hängenden Armen trägt, belastet die Arm- und Nackenmuskeln sowie Schultern extrem und riskiert Verspannungen, die über die Halswirbelsäule bis in den Kopf wandern können. Zudem zieht das einseitige Gewicht die Wirbelsäule automatisch in eine Schiefe, die die Muskeln mit großer Anstrengung auszugleichen versuchen. Hier kann es sogar zu Bandscheibenvorfällen kommen“, so der Facharzt.

Er rät dazu, Koffertrolleys mit Rollen zu nutzen oder in Bahnhöfen und auf Flughäfen Kofferwagen in Anspruch zu nehmen.

Zug oder Flugzeug
Wer mit Zug oder Flugzeug unterwegs ist, hat wenig Einfluss auf die Qualität des Sitzes. Hinzu kommen die langen Zeiten und wenig Beinfreiheit.

„Hier geht es um die starre Haltung der Wirbelsäule, die zu Problemen führen kann. Die Muskeln ermüden und versteifen, zudem werden die Bandscheiben belastet und die Synovia reduziert sich“, erklärt Dr. Sabarini. Synovia ist das natürliche Schmiermittel der Gelenke und wird durch Bewegung aktiviert.

Um Muskeln und Gelenke gut zu versorgen, rät der Experte dazu, während der Zugfahrt oder des Fluges öfter einmal aufzustehen und einen kleinen Gang zu machen.

„Es gibt in Flugzeugen und Zügen auch Bereiche, die etwas ruhiger sind, leichte Streckübungen, ein wenig die Arme hin und her pendeln lassen oder die Hüfte kreisen lassen sind bereits gute Maßnahmen, um den Rücken bis zum Urlaubsziel fit zu halten.“

Auto
Ein wenig einfacher ist es, den Rücken auf Autofahrten gut zu unterstützen. Dr. Sabarini merkt allerdings an: „Die vielen Einstellmöglichkeiten am Sitz helfen nur, wenn sie auch richtig eingestellt werden.

So darf die Vorderkante des Sitzes nicht in den Oberschenkel schnüren, nicht bei Betätigung der Pedale und schon gar nicht beim ruhigen Sitzen. Die Entfernung zu den Pedalen und zum Lenkrad wird auch oft zu weit weg eingestellt.

„Das wirkt lässiger beim Fahren, leider werden hier die Schultermuskeln, das Becken und der untere Rücken falsch belastet und das Risiko für Bandscheibenvorfälle wird gesteigert“, weiß der Facharzt und rät: „Den Oberkörper ungefähr 25 bis 30 Zentimeter vom Lenkrad entfernt positionieren. Gleichzeitig sollten die Pedale getreten werden können, ohne dass das Bein komplett durchgestreckt werden muss.“

Eine sehr wichtige Funktion, die mittlerweile in vielen Autos serienmäßig verbaut ist, sieht Dr. Sabarini in der sogenannten Lordosenstütze:

„Als Lordose wird die natürliche S-Form der Wirbelsäule bezeichnet. Bei langen Autofahrten kommt es ohne diese Stütze zum Rundrücken. Mit der Lordosenstütze wird das verhindert. Wichtig ist bei der Einstellung, nicht zu stark stützen zu wollen. Fühlt man die Stütze als punktuellen Druckpunkt am Rücken, ist es falsch. Liegt sie gleichmäßig am gesamten Rücken an, ist es richtig.“

Der Vorteil einer Autofahrt sollte auch dem Rücken zugutekommen. Man kann entlang der Route an hübschen Plätzen Pausen mit kleinen Spaziergängen einlegen oder sich kurz Sehenswürdigkeiten anschauen. Für den Rücken eine Wohltat.

Fahrrad
Sehr beliebt sind auch Trekkingtouren mit dem Fahrrad.

„Radfahren ist allgemein gut für den Rücken. Damit das aber auch auf langen Touren so bleibt, gibt es doch ein paar Punkte zu berücksichtigen“, sagt Dr. Sabarini.

Wie beim Autofahren wird auch hier das Bein nicht komplett gestreckt, sondern behält auch am tiefsten Punkt eine leichte Beugung. Andersherum überschreitet die Winkelung am höchsten Punkt nicht 90 Grad.

„Der Rücken sollte nicht zu aufrecht, aber auch nicht zu weit nach vorn gebeugt werden müssen. Ratsam ist ein Rücken-Arm-Winkel von 90 Grad“, so der Facharzt.

Zum Transport des Gepäcks ist es ratsam, auf Modelle zu setzen, die viele Vorrichtungen zum Anbringen von Fahrradtaschen haben, oder sogar einen kleinen Anhänger mitzuführen.

Zu Fuß
Auch Wandern oder Backpacking ist für den Rücken eine intensive Aufgabe. In Foren finden sich viele kluge Ideen, um bei einer Fußtour alles Wichtige dabeizuhaben und trotzdem den Rücken zu entlasten.

„Generell gilt beim Tragen eines Rucksacks, wie beim Tragen von Taschen oder Kisten: Das größte Gewicht liegt dicht am Körper. Bei ebenen Wegen auf Höhe der Schulter, beim Klettern eher im mittleren Rückenbereich“, sagt Dr. Sabarini. Größe und Gewicht richten sich jedoch auch nach dem Träger oder der Trägerin. Hier rät der Facharzt, sich in einem guten Fachgeschäft für Outdoorbedarf individuell beraten zu lassen.

Weitere Informationen unter https://avicenna-klinik.com