Gefahr Zuckerstar

Der richtige Umgang mit der Diagnose „Grauer Star“ bei Diabetes

Diabetes-Patienten wurden in der Regel darüber aufgeklärt, dass sie eine erhöhte Anfälligkeit für Augenkrankheiten haben. Angstfaktor Nummer eins sind diabetesbedingte Augenkomplikationen wie die Diabetische Retinopathie. Eine weitere Gefährdung für die Augen ist der Graue Star (Katarakt).

Die Bedrohung durch diese Krankheit gerät teilweise aus dem Fokus, weil viele Diabetiker nicht wissen, dass  Patienten mit Diabetes mellitus früher und häufiger an der altersbedingten Linsentrübung erkranken.

Auch hier tritt neben der typischen Form des Grauen Stars, an der viele Menschen mit zunehmendem Alter leiden, ein spezieller Typ bei Diabetes auf – der „Cataracta Diabetica“. Die Behandlung, sowohl des altersbedingten Kataraktes, als auch des Cataracta Diabeticas, ist Routine in der Augenmedizin.

Doch für Diabetiker sind einige spezielle Faktoren in der Behandlung und der Nachsorge zu beachten. Außerdem kann mit der entsprechenden Vorsorge der „Zuckerstar“ sogar vermieden werden.

Der Experte, Univ.-Prof. Dr. med. T. Kohnen, Direktor der Klinik für Augenheilkunde des Universitätsklinikums Frankfurt, beleuchtet den Zusammenhang von Diabetes mellitus und Katarakt und weiß, wie mit der Diagnose umgegangen werden sollte.

Der Altersstar – Diabetiker leiden mehr
„Der Graue Star als Folge des Alterns entsteht durch einen Elastizitätsverlust der Augenlinse sowie jahrelange Lichteinstrahlung und altersbedingte Stoffwechselveränderungen, welche die Linseneiweiße degenerieren. Die Linse trübt sich durch die Verklumpung des Eiweißes. Das einfallende Licht durchdringt sie dadurch schlechter, was für den Patienten eine unscharfe Sicht zur Folge hat“, erklärt der Experte Prof. Dr. Kohnen. Weitere Symptome des Kataraktes sind Blend- und Lichtempfindlichkeit, trübes Sehen sowie Flecken im Gesichtsfeld.

Bei Diabetikern wird der Altersstar zusätzlich durch die krankheitsbedingten Stoffwechselprobleme begünstigt. Die Patienten erkranken dadurch häufiger und teilweise früher. Der Krankheitsverlauf stellt sich oft schneller dar als bei Patienten mit einem gesunden Stoffwechsel. Zudem begünstigt der erhöhte Blutzuckerspiegel die Erkrankung. Behandelt wird der Graue Star durch den Austausch der getrübten, natürlichen Linse durch eine künstliche. Diese ist individuell an das Auge des Patienten angepasst, sodass Fehlsichtigkeiten korrigiert werden können. Der Eingriff erfolgt unter örtlicher Betäubung und dauert nur wenige Minuten.

„Für Personen mit einem gesunden Stoffwechsel stellt die Diagnose Grauer Star ein vergleichsweise geringes Problem dar. Die zur Behandlung nötige Operation ist die am häufigsten durchgeführte Operation weltweit und hat eine sehr geringe Komplikationsrate. Aber auch für Patienten mit Diabetes mellitus ist eine Behandlung der Augenkrankheit möglich. Allerdings gibt es hier einige spezifische Punkte zu beachten“, klärt der Augenexperte.

Zuckerstar muss nicht sein
Wie auch bei anderen Folgekrankheiten des Diabetes mellitus führen schwankende Zuckerwerte beim Grauen Star zur Beeinträchtigung der Funktionsweise der Augenlinse. Die Zuckerbausteine lagern sich ab und binden die Augenflüssigkeit. Dadurch wird die Flexibilität der Linse beeinträchtigt und lassen sie im Ernstfall aufquellen. Die gute Nachricht für Patienten mit Diabetes mellitus ist, dass sie dem Zuckerstar entgegenwirken können.

„Das A und O ist ein konstanter Blutzuckerspiegel, der durch den behandelnden Arzt richtig eingestellt und regelmäßig kontrolliert wird. Ist er perfekt eingestellt, lässt sich die Gefahr eines zuckerinduzierten Kataraktes minimieren. Auch der Blutdruck muss dafür immer wieder kontrolliert werden. Durch regelmäßige Kontrollen beim Augenarzt können Symptome zudem frühzeitig erkannt und entsprechend behandelt werden. Die Information, dass eine Diabeteserkrankung besteht, ist für den Augenarzt sehr wichtig und sollte ihm dementsprechend mitgeteilt werden. Dank regelmäßiger Checkups können Risikofaktoren ausgeschaltet und die Gefahr, am Cataracta Diabetica zu erkranken, minimiert werden“ ,so Univ.-Prof. Kohnen.

Auch die Gefahr, frühzeitig an einem altersbedingten Katarakt zu erkranken kann eingedämmt werden, indem die Augen vor Sonneneinstrahlung geschützt werden. Zurückhaltung beim Alkoholkonsum und Rauchen sind ebenso wichtige Punkte, die der Augengesundheit zugute kommen.

Zuckerstar – die richtige Behandlung
Die erfolgreiche Behandlung eines Kataraktes ist auch für Patienten mit Diabetes mellitus möglich, allerdings nur dann, wenn gemeinsam mit dem behandelnden Arzt für spezifische Voraussetzungen gesorgt wird. So muss der Blutdruck des Diabetikers vor der Behandlung regelmäßig überwacht werden und konstant sein. Ein gut eingestellter, konstanter Blutzuckerspiegel ist außerdem unerlässlich. Schwankende Blutzuckerwerte können zu erheblichen Komplikationen während und nach der Operation führen. Zudem muss der operierende Arzt genauestens über alle eingenommenen Medikamente informiert sein.

„Bei der Wahl der neuen, künstlichen Linse ist der Arzt bei Patienten mit Diabetes eingeschränkt. Patienten ohne Diabetes haben die Möglichkeit der Implantation einer Multifokallinse, bei Diabetikern hingegen ist nur der Einsatz einer Standard-Kunstlinse möglich. Während die erste, ähnlich einer Gleitsichtbrille, das Sehen von Nahem und gleichzeitig in die Ferne ermöglicht, hat die letztere nur einen Brennpunkt. Daher ist der Patient nach dem Eingriff auf eine Lesebrille angewiesen“, erklärt der Facharzt für Augenheilkunde.

Größte Gefahr lauert nach der Operation
Diabetiker müssen bei der Nachsorge besondere Regeln beachten. Dabei geht es nicht nur um die Optimierung des Operationsergebnisses, sondern auch die Vermeidung von Folgeerkrankungen, die im Ernstfall bis zum Erblinden nach der Behandlung führen können.

Der Experte weiß, welche Punkte nach der Katarakt-Operation für Diabetes-Patienten besonders wichtig sind:

• Das Auge muss nach der Operation vor äußeren Einflüssen geschützt und darf nicht berührt werden. Hier hilft eine Sonnenbrille.

• Nach dem Linsenaustausch muss der Blutdruck regelmäßig kontrolliert werden.

• Der Blutzuckerspiegel muss durch die regelmäßige Kontrolle und entsprechende medikamentöse Einstellung konstant sein. Er darf nicht schwanken.

• „Der Patient bekommt für die Nachbehandlung entzündungshemmende Augentropfen (nichtsteroidale Antiphlogistika) verschrieben. Der entsprechende Tropfplan muss genauestens eingehalten werden. Eine häufige Ursache für Komplikationen nach dem Linsenaustausch ist das Absetzten der Augentropfen, nachdem die erste Flasche aufgebraucht ist. Sieht der Tropfplan jedoch darüber hinaus eine weitere Verwendung vor, muss dieser durch das Verwenden weiterer Tropfen eingehalten werden“, stellt der Experte klar.

• Der Patient muss sich unbedingt an alle Anweisungen seines Arztes halten

• Nachsorgetermine beim Augenarzt müssen strengstens eingehalten werden

• Treten Komplikationen wie Schmerzen auf, muss sofort der behandelnde Arzt informiert werden

„Werden die Punkte nicht eingehalten, drohen dem Patienten mit Diabetes mellitus schwerwiegende Folgen wie ein Makula-Ödem, welches das Sehvermögen drastisch einschränkt“, warnt der Facharzt.

Hervorgerufen wird es nach der Operation durch Entzündungen, die durch die entsprechenden Augentropfen vermieden werden können.

„Kommt es dennoch zur Infektion, zum Beispiel durch das vorzeitige Abbrechen der entzündungshemmenden Augentropfen, kann eine Flüssigkeitsansammlung zum Anschwellen der Netzhaut führen, was im Ernstfall zum Auseinanderreißen der lichtübertragenden Gewebeschichten des Auges und damit zur Erblindung führen kann.“

Weitere Informationen erhalten Sie direkt unter http://www.uni-augenklinik-frankfurt.de