Krank werden nur die anderen

Viele Personen, die bereits erhöhte Blutzuckerwerte oder schon einen noch nicht diagnostizierten Diabetes haben, unterschätzen die Wahrscheinlichkeit, die Krankheit zu bekommen oder schon erkrankt zu sein.

Das fanden DZD-Wissenschaftler des Helmholtz Zentrums München und des Deutschen Diabetes-Zentrums in einer Studie heraus, die sie gemeinsam mit der Medizinischen Fakultät der Universität Duisburg-Essen durchführten. Das Fachmagazin ‚PLOS One‘ veröffentlichte jetzt ihre Ergebnisse.

Im Rahmen der KORA-Studie (Kooperative Gesundheitsforschung in der Region Augsburg) wurden rund 2.000 Personen untersucht, die von ihrem Arzt noch keine Diabetesdiagnose erhalten hatten und keine Diabetesmedikamente einnahmen.

Zunächst schätzten sie ein, für wie wahrscheinlich sie es hielten, bereits an Diabetes erkrankt zu sein. Dann folgte der Blutzuckertest. Die Teilnehmer, bei denen dieser Test einen – ihnen selbst noch unbekannten – Diabetes anzeigte, schauten sich die Wissenschaftler näher an.

Das Ergebnis:
74 Prozent dieser Teilnehmer stuften die Wahrscheinlichkeit, schon an Diabetes erkrankt zu sein, zuvor als gering oder sehr gering ein. Und: Über 70 Prozent aller Teilnehmer, die zwar noch keinen Diabetes, aber bereits erhöhte Blutzuckerwerte – einen sogenannten Prädiabetes – aufwiesen, gaben vor der Blutzuckermessung an, dass bei ihnen kein Risiko für einen späteren Diabetes vorliegt.

Damit kommen die Wissenschaftler zu dem Ergebnis, dass Menschen ihren Gesundheitszustand häufig zu optimistisch einschätzen. Dies sei gerade bei Prädiabetes und Diabetes fatal, da die Betroffenen den Verlauf der Krankheit durch Lebensstil und Medikamente entscheidend beeinflussen können.

Menschen mit Übergewicht, zu wenig Bewegung, ungesunder Ernährung, Menschen, die rauchen oder deren Eltern bereits Diabetes haben, tragen ein hohes Risiko, selbst daran zu erkranken. Sie sollten regelmäßig ihre  Blutzuckerwerte prüfen lassen.

Deutsches Zentrum für Diabetesforschung e.V. (DZD)
Das DZD ist eines der sechs Deutschen Zentren der Gesundheitsforschung. Es bündelt Experten auf dem Gebiet der Diabetesforschung und verzahnt Grundlagenforschung, Epidemiologie und klinische Anwendung. Ziel des DZD ist es, über einen neuartigen, integrativen Forschungsansatz einen wesentlichen Beitrag zur erfolgreichen, maßgeschneiderten Prävention, Diagnose und Therapie des Diabetes mellitus zu leisten.

Mitglieder des Verbunds sind das Helmholtz Zentrum München – Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt, das Deutsche Diabetes-Zentrum DDZ in Düsseldorf, das Deutsche Institut für Ernährungsforschung DIfE in Potsdam-Rehbrücke, das Institut für Diabetesforschung und Metabolische Erkrankungen des Helmholtz Zentrum München an der Eberhard-Karls-Universität Tübingen und das Paul-Langerhans-Institut Dresden des Helmholtz Zentrum München am Universitätsklinikum Carl Gustav Carus der TU Dresden, assoziierte Partner an den Universitäten in Heidelberg, Köln, Leipzig, Lübeck und München sowie weitere Projektpartner.

Weitere Informationen erhalten Sie direkt unter http://www.dzd-ev.de/


Original-Publikation:
Kowall, B. et al. (2017): Perceived risk of diabetes seriously underestimates actual diabetes risk: The KORA FF4 study. PLOS One, DOI: 10.1371/journal.pone.0171152