Augenerkrankungen im Alter

Stolpern, Stürzen, Pflegefall?

Studie untersucht erstmals augenärztliche Versorgung in Seniorenheimen 

Unbehandelte Augenerkrankungen und Einschränkungen im Sehvermögen bringen nicht nur die Gefahr einer Erblindung: Übersehene Teppichkanten oder Stufen können Stürze verursachen und Knochenbrüche mit sich bringen, die nicht selten zu Pflegebedürftigkeit oder sogar vorzeitigem Tod führen.

Doch auch in den Pflegeheimen hat rund die Hälfte der Bewohner Sehprobleme.
Das zeigt die Studie OVIS (Ophthalmologische Versorgung in Seniorenheimen) der Stiftung Auge. Bei rund 40 Prozent der Bewohner stellt dabei der Weg zum Augenarzt die größte Hürde dar. Experten der Stiftung Auge erklären im Rahmen einer Pressekonferenz am 30. November in Berlin, welche Folgen unbehandelte Augenerkrankungen im Alter haben.

„Beeinträchtigungen des Sehvermögens sind häufig Auslöser für Stürze, gerade bei älteren Menschen. Durch das hohe Alter der Betroffenen und ihrer eventuellen Begleiterkrankungen erholen sich viele von ihnen nicht mehr vollständig und werden pflegebedürftig“, sagt Dr. med. Peter Heinz, Vorstandsmitglied der Stiftung Auge. Dadurch entstehen indirekte Kosten für die Volkswirtschaft, die sich nur schwer beziffern lassen.  

Die Auswirkungen von Stürzen gestalten sich bei Senioren dramatischer als bei jüngeren Menschen, da die Knochen nicht mehr so stabil sind. Oft ist dadurch auch der Heilungsprozess sehr langwierig. Experten rechnen mit einer Verdopplung bis Verdreifachung der Altersbrüche in den kommenden 20 Jahren.

Die Fraktur am Hüftgelenk ist beispielsweise der häufigste Grund für eine Einlieferung ins Krankenhaus bei über 85jährigen Frauen.

Rund die Hälfte dieser Patientinnen ist anschließend hilfs- oder pflegebedürftig. Experten gehen zudem davon aus, dass rund die Hälfte der Patienten mit Oberschenkelhalsbrüchen nicht wieder in ihr altes häusliches Umfeld zurückkehren könne und nach dem Krankenhausaufenthalt auf Pflege angewiesen sei. 

Auch wenn die älteren Menschen dann im Pflegeheim sind, zeigt die Realität, dass die augenärztliche Versorgung dort nicht immer ausreichend zu den Seniorinnen und Senioren gelangt“, so der niedergelassene Augenarzt weiter. Dabei benötigen die Senioren oft nur die richtige Brille oder eine einfache Behandlung, um wieder gut zu sehen.

Dies zeigt die Studie OVIS der Stiftung Auge, welche die augenärztliche Versorgungssituation in Seniorenheimen untersuchte.

Dabei hat sie Sehbehinderungen und Erblindung bei Senioren gezielt erfasst und Versorgungslücken aufgedeckt. „Diese Studie ist ein wichtiger Schritt zur Verbesserung der Lebenssituation von Senioren: Regelmäßige augenärztliche Kontrollen und Sehtests helfen schwere Augenerkrankungen frühzeitig zu erkennen, bevor das Sehvermögen Schaden nimmt und der Grad der Pflegebedürftigkeit dadurch möglicherweise weiter zunimmt“, erklärt Professor Dr. med. Frank G. Holz, Vorsitzender der Stiftung Auge und Direktor der UniversitätsAugenklinik Bonn.

Experten präsentieren die Ergebnisse dieser Studie erstmals im Rahmen einer Pressekonferenz am 30. November in Berlin. 

Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU) 
2008 von der DOG gegründet, setzt sich die Stiftung Auge dafür ein, vermeidbare Erblindungen und schwere Seheinschränkungen zu bekämpfen.

Informationen zu den Projekten der Stiftung Auge sind unter http://www.stiftung-auge.de nachzulesen.


Quellen:

C. Hinreiß, A. Kampik, A. S. Neubauer Volkswirtschaftliche Kosten von Augenerkrankungen Ophthalmologe 2014, 111:420–427.
 
C. Wolfram, N. Pfeiffer, Weißbuch zur Situation der ophthalmologischen Versorgung in Deutschland, Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft, München, September 2012.
 
European Federation of National Associations of Orthopaedics and Traumatology (EFORT)